Es vergeht kaum eine Woche, in der es in Amerikas Einzelhandel nicht zu Ankündigungen in Bezug auf sich fortsetzende Filialschließungen kommt (ich berichtete). Auch im abgelaufenen Jahr hatte sich das Weihnachtsfest – wie schon in den Vorjahren – nicht als jener Heils- und Umsatzbringer erwiesen, der die Kassen unter stationären Einzelhändlern wie zuvor erhofft zum Klingeln gebracht hätte.

Und diese Entwicklung hat Folgen in einem Land, das auch acht Jahre nach Überwinden des Höhepunkts der schwersten Finanz-, Immobilien-, Kredit- und Bankenkrise in der Geschichte der Nachkriegszeit noch immer an massiven Überkapazitäten leidet. In den Boomjahren vor Ausbruch der Krise wussten Investoren kaum noch wohin mit ihrem Geld, was mehrheitlich dazu geführt hatte, dass immens viel Kapital in Amerikas Betongoldmärkte geflossen war.

Viel zu viel Verkaufsfläche - bei verhaltener Ausgabefreude

Insbesondere der Sektor der kommerziellen Gewerbeimmobilien (CRE) durchlebte im Run Up zur Finanzkrise einen Boom, wie er seines Gleichen sucht. Mit dem Resultat, dass nicht nur horrende Kapitalsummen im amerikanischen Gewerbeimmobiliensektor unter Mithilfe der Federal Reserve fehlallokiert wurden, sondern dass landesweit massenhaft neue Mall- und Einkaufszentren entstanden waren, die nun reihenweise vor dem finanziellen Ruin stehen.

Landläufig lässt sich die aktuelle Lage im amerikanischen Einzelhandel trotz der anhaltenden Schließungswelle noch immer als „overstored“ bezeichnen. Hinzu gesellt sich die Tatsache, dass sich das Gros der Amerikaner seit einigen Jahren bei Weitem nicht mehr so spendier- und ausgabefreudig zeigt wie in den Jahren vor Ausbruch der Finanzkrise. Vielerorts hat der finanzielle Kater nach der großen Sause eingesetzt.

Daran hat sich im Angesicht eines anhaltenden Schuldenabbaus im Privatsektor bis heute kaum etwas geändert. Vielmehr wurde in den letzten Jahren das Fundament für den Aufstieg eines Donald Trump zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gelegt, der in seinen Wahlkampfreden immer wieder darauf insistierte, die politische Agenda unter seiner Regentschaft wieder verstärkt auf die Main Street anstelle der Wall Street auszurichten.

Limited Stores pleite - 250 Filialen dicht

Um auf die Lage in Amerikas stationärem Einzelhandel zurückzukommen, so schockte der Damenmodeausstatter Limited Stores in der vergangenen Woche mit der Meldung, als nächster landesweit aktiver Filialbetreiber ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 bei Gericht eingereicht zu haben. In diesem Zuge werden alle 250 in den USA betriebenen Filialgeschäfte mit sofortiger Wirkung geschlossen.

Ein weiteres Mal fällt im Angesicht dieser Entwicklung auch ein Private Equity Unternehmen auf die Schnauze, das sich im Jahr 2007 finanziell mehrheitlich in Limited Stores eingekauft und daran beteiligt hatte. Dabei handelt es sich um die Firma Sun Capital Partners. Auch diese Finanzbeteiligung geht somit also zurück auf eine Zeit, in der fremdfinanzierte Käufe und Übernahmen von Unternehmen – so genannte LBOs – das Maß aller Dinge gewesen sind.

Insbesondere unter amerikanischen Stationäreinzelhändlern hatten Private Equity Firmen zum damaligen Zeitpunkt ihre Hauptübernahmeobjekte ausgemacht. Im Zuge dieser mehrheitlich fremdfinanzierten Übernahmen hatten die akquirierenden Private Equity Firmen ihren heiß begehrten Kaufobjekten einen Großteil der für diese Geschäfte aufgenommenen Schulden übergestülpt, in der Hoffnung, dass der Absatzboom im US-Einzelhandel noch über viele weitere Jahre anhalten würde.

Stationärer US-Einzelhandel anhaltend rückläufig

Wie diese Geschichte ausging, wissen Sie. Nur wenig später setzte im Jahr 2008 die Finanz- und Bankenkrise ein, die einen Großteil der globalen Kreditmärkte zum Einfrieren brachte. Hatten Private Equity Firmen in Zeiten einer heiß laufenden Übernahmewelle noch darauf gehofft, ihre Übernahmeobjekte im Zuge eines Börsengangs oder durch einen Weiterverkauf profitabel abzustoßen, so hat sich diese Zielsetzung angesichts der Finanzkrise nicht selten in Schall und Rauch aufgelöst und als Illusion erwiesen.  

Hinzu gesellt sich nun die Tatsache, dass sich die Umsätze und Gewinne im amerikanischen Stationäreinzelhandel als beständig rückläufig erweisen. Auf diese Weise hat sich so manches damals noch landauf und landab als Übernahmeschnäppchen erachtete Übernahmeobjekt nun als Verlustgrube entpuppt.

Auch eine weitere Stationäreinzelhandelskette, die in den Vereinigten Staaten nach dem Durchlaufen eines Insolvenzverfahrens im Jahr 2015 und nach Wiederaufnahme eines deutlich geschrumpften Geschäftes unter Analysten als über den Berg betrachtet wurde, sorgt an den Finanzmärkten und unter Investoren nun abermals für Kopfschmerzen.

Auch American Apparel geht wohl über die Wupper

Dabei handelt es sich um American Apparel. Im vergangenen November reichte die Firma einen zweiten Insolvenzantrag nach Chapter 11 ein, was nun zu einer Bestätigung von seit einiger Zeit umlaufenden Gerüchten durch das Management geführt hat, wonach mit dem Abbau von 2.400 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Bundesstaat Kalifornien begonnen worden ist.

Und damit wird bei dem Unternehmen auch gleichzeitig das Ende der bislang in den USA angesiedelten Produktion von Bekleidungstextilien eingeläutet. Darüber hinaus fand sich für die verbliebenen 110 in den USA betriebenen Filialen kein Käufer, was zu der Entscheidung führte, diese Outlets komplett dicht zu machen.

Ich werde Sie über die weitere Entwicklung in diesem Sektor auch im laufenden Jahr im Zuge meiner Berichterstattung auf dem Laufenden halten.

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